jenseits von afrika

Thursday, October 05, 2006

klappe die erste

Manche warten schon sehnsuechtig auf die ersten Lebenszeichen, manche haben sich vielleicht schon Hoffnung gemacht. An die erste Gruppe: Ich lebe noch! An die Zweite: Ich bin noch lange hier und hab' viel vor; die Hoffnung stirbt zuletzt. Allerdings gilt auch: Unkraut vergeht nicht!

Hier ein erster, viel zu ausfuerlicher vielleicht stellenweise langweiliger Bericht. (Ihr wisst ja wie gewissenhaft ich halt manchmal bin...) Falls es manchmal trotzdem nicht ausfuerlich genug war und/oder ihr euch fragen stellt, weil ihr was nicht verstanden habt, gibts folgende Moeglichkeiten:
1. Ihr ward zu bloed.
2. Ihr braucht es nicht zu verstehen/wissen.
3. Vielleicht solltet ihr es nicht verstehen/wissen.
Auf keinen Fall liegt es an den unzulaenglichen Faehigkeiten des Autors. Ach ja: Fuer Fehler haftet der Leser (copyright: Willy). Schlechte Witze moeget ihr mir bitte schon im vornherein verzeihen - manchmal muessen sie raus, hier versteht sie keiner.

Der Flug nach Kapstadt war wie zu erwarten lang und -weilig, da er nachts war. Unbequem war er natuerlich auch, da die Flugzeugindustrie wohl noch immer nicht gehoert hat, dass der Durchschnittsmensch groesser als ein Hottentott ist, wodurch mein Vordermann wohl ab und zu meine Knie im Ruecken hatte und ich keine Kopfstuetze. (Kann mir mal jemand bei Gelegenheit und paar Umlaute und sz rueberschicken - oder aber das Netzgeraet meines Laptops, damit ich damit schreiben kann?) Da ich LTU flog dachte ich das Flugzeug waere voller Edel-Malle-Touris unter denen ich als Austauschstudent, der ein bisschen laenger da bleiben wuerde, der Checker gewesen waere. Wars wohl auch, aber als ich meine Sitznachbarin fragte, was sie in Suedafrika macht meinte sie nur: Ich wander aus! Damit hatte sie dann wohl die Checkerrolle im Flugzeug uebernommen... Ach ja an alle inzwischen hoffentlich ausgenuechterten Bajuvaren: Falls ihr ein paar Oesis vermissen solltet, die sind alle in Suedafrika, das Flugzeug war voll von denen!

Nach der Landung um 5:10Uhr und einer etwas laengeren Wartezeit um einen Stempel im Pass reicher schnappte ich mir meine wohl etwas mehr als 60kg (wer grade an meinem Geschlecht zweifelt: Es ist noch alles in Ordnung!) und ging nach draussen, in froher Erwartung ein Schild mit dem Namen "University of Stellenbosch" zu sehen. Ich hatte mich im Internet beim International Office angemeldet, die jemanden schicken wollten, der mich abholt. Nach mehr als einer Viertelstunde mehr oder weniger planlosen Rumrennens, als quasi alle aus meinem Flieger weg waren und der relativ kleine Flughafen somit sehr leer war, konnte ich mit Gewissheit feststellen: Kein Mensch mit Schild, keine Nummer im Handy, kein Computer mit Internet, kein Rand in der Tasche - und nu? Letztendlich doch noch einen Bankautomaten gefunden wollte ich noch eine kurze Bedenkminute einlegen bevor ich mir ein angeblich a$#$&teures nach Stellenbosch nehmen wuerde, als mich ein Mann (aelterer Herr kann ich jetzt nicht aus Ruecksicht auf meinen Vater sagen, der wahrscheinlich noch ein bisschen aelter ist) ansprach, ob er mir irgendwie helfen koenne. Seine Tochter kam grad aus Deutschland (na ok, ausm Schwarzwald). Sie boten mir an mich zuerst mit nach Kapstadt zu sich nach Hause zu nehmen und mich danach nach Stellenbosch zu fahren. Suedafrika? Tourist? Mitfahren? Raub? Mord und Dodschlach? Ich habe es nicht bereut bei dieser vetrauenserweckenden Familie einzusteigen. War sehr nett: Der Sohn (wohl ein bisschen aelter als ich) hatte Geburtstag, die Grosseltern kamen vorbei und nach einem kurzen Gebet auf Afrikaans gabs Kaffee und luftgetrockneten, steinharten suedafrikanischen Stippkuchen (Name: ???).

Danach fuhren mich die Eltern in das ca. 40km (??) entfernte Stellenbosch. Eine Buchung im Backpackers, die ueber das International Office (IO) haette abgewickelt werden sollen, gabs nicht - ab zum IO. Erstaunt darueber, dass ich schon da bin, hiess man mich willkommen und organisierte danach alles sehr schnell. Innerhalb zweier Stunden (hier duerften einige, ok, eine grinsen...) hatte ich mein Gepaeck im Zimmer, eine Studentenkarte mit Magnetstreifen und schnell gemachtem Foto (das mit der Karte dauerte 1min) in der Tasche, eine suedafrikanische SIM-Card in meinem Handy und eine kleine Sight-Seeing-Tour hinter mir. An all meine Lieblingsbuerokraten vor allem von der Bahn, der Post, der GEZ (da gibts aber glaub ich noch welche, die diese Herren noch lieber moegen als ich...) sowie an alle Callcentermitarbeiter der deutschen Telekommunisten: Es geht halt auch anders!
Seitdem hab ich ein bisschen die Stadt erkunden, die unzaehligen Golf Citis bewundert, mir das ein oder andere Gebrauchtfahrrad angeschaut und versucht afrikaanse Wohnungsanzeigen zu entziffern. Die mitteilungwuerdigsten Beobachtungen/Feststellungen sind:
- Strom kommt nicht aus der Steckdose sondern vom Kiosk (Prepaidstrom, an jeder Ecke zu kaufen - man braucht nur die Zaehlernummer und schon wirds auch nachts hell)
- Auch ich bin kein Allesfresser (Gulasch in Blaetterteig spoddiguenstig zum Mitnehmen: Mit Niere *hmmmm*)
- "Wo kein Gehweg ist ist da geh'n wir rechts..." (ok, das war eh klar...)
- "Im Osten geht die Sonne auf, im Norden ist ihr Mittagslauf, im Westen wird sie untergeh'n, im Sueden ist sie nie zu seh'n" - ist auch klar, aber wisst ihr eigentlich wie verwirrend das ist wenn man sich orientieren will bzw. die Sonne auch noch falschrum wandert??? Manche Fehler macht man mehrmals...
- wenn ihr englisch lernen wollt: Vielleicht ist Stellenbosch nicht der beste Ort. Manche sprechen schlechter als ich (die vom Land lernen es manchmal nie richtig vor lauter afrikaans), so dass mich einer fragte, ob ich nicht vielleicht afrikaans verstehe, bevor er etwas zu erklaeren versuchte, von dem ich natuerlich nichts verstand.
- wenn ihr doch herkommen solltet: Lest vorher das Buch "Die verheissene Erde" von James A. Michener (Danke Rudi, bin schon mehr als halb durch) und "Der lange Weg zur Freiheit" (ich vertrau dir) - es lohnt sich!
- Schweineborstenpinsel ungleich Dachshaarpinsel, falls euch eure Rasur aenlich am Herzen liegt wie mir die meine, nehmt euren guten Dachs mit, der anscheinend nicht in der Savanne lebt. Hier gibts nur die Pinsel 2. Klasse - vermutlich vom Warzen- oder Stachelschwein.

Die Zukunftsaussichten:
Ich hab jetzt endlich eine Wohnung bis Dezember gefunden fuer die ich morgen den Vertrag unterschreiben werde. Am Wochende hat mich die Familie, die mich vom Flughafen abholte, zum Braai (suedafrikanisches BBQ) eingeladen und ab Mittwoch werde ich arbeiten. Habe vorhin jemanden getroffen, der hier im Wander-/Trekkingclub der Uni ist - werd' mit ihm wohl an Wochenenden die ein oder andere Tour machen, wenn er seine Arbeit fuer die Uni fertig hat (da war doch was...?). Um die Zeit hier zu geniessen, wird so schnell kein neuer langer Blogeintrag kommen. Fotos? Mal schauen. Postkarten? Da muss schon was besonderes vorliegen... (Jaja, ich weiss, ich schulde noch einigen welche...)

Schoenen Gruss von den Hottentotten (die tatsaechlich hier gleich um die Ecke lebten bevor sie um dieselbige gebracht wurden oder sich mit allen anderen Ethnien vermischten - s. Michener "Die verheissene Erde")

von mir

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